15.12.2019 / Allgemeines

Wenn nicht jetzt, wann dann?

In CO2-reduzierte Zukunft investieren.

Es gibt keinen Zweifel mehr, der Klimawandel beschleunigt sich. Die Hitzejahre nehmen zu. Die neue „Heißzeit“ ist unwiderruflich angebrochen, und der Zustand der Welt ist jetzt schon prekär. Die Ozeane werden wärmer, die Eisschilde der Arktis und der Antarktis werden kleiner, und die Gletscher in den Alpen und die Permafrostböden in Sibirien tauen sogar stärker als vorhergesagt.

Die Ursache findet sich in der Atmosphäre. Nie zuvor in den vergangenen drei Millionen Jahren hat sie so viel von dem Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) gespeichert. Vor Beginn der Industrialisierung lag die CO2-Konzentration in der Schutzhülle des Planeten – über Jahrtausende konstant – bei 260 bis 280 ppm (parts per million). Dann begann der Mensch immer mehr fossile Brennstoffe zu verfeuern. Deshalb stieg der CO2-Gehalt in der Atmosphäre immer weiter an. Im Mai 1960 wurde der Wert von 320 ppm erreicht.

Im Mai 2013 wurde die Schwelle von 400 ppm überschritten. Und 2019 erreichte er seinen Rekordwert von 415 ppm. Forscher mahnen mindestens seit der Umweltkonferenz von Rio 1992, dass die CO2-Emissionen gesenkt werden müssten. Aber sie sinken nicht, ganz im Gegenteil. Seither hat der jährliche globale Ausstoß von CO2 um 60% zugenommen.

Auf der Klimakonferenz in Paris 2015 haben sich über 150 Staaten verpflichtet, die Erderwärmung bis 2050 auf deutlich unter 2 Grad Celsius zu begrenzen, besser noch auf 1,5 Grad. Derzeit hat sich die Welt gegenüber der vorindustriellen Zeit bereits um 1,1 Grad erwärmt.

Die wachsende Menschheit muss nun ihre CO2-Produktion bis 2030 – also in nur 10 Jahren – glatt halbieren, und bis 2050 müsste der CO2-Ausstoß sogar ganz auf null heruntergefahren werden.

Nach Forschern des UNO-Umweltprogramms im jährlichen „Emmisions Gap Report“ sind die Erfolgsaussichten für diese Ziele „düster“. Selbst wenn die Nationen alle ihre Klimaschutzziele umsetzen, zu denen sie sich bisher bekannt haben, würde die Erwärmung bis 2100 mehr als 3 Grad betragen, der Meeresspiegel würde z.B. um einen halben Meter ansteigen.

Wenn die CO2-Reduzierung durch alle denkbaren Maßnahmen nicht gelingen sollte, so hat die Welt dann nur noch eine Chance für eine erträgliche Klimazukunft: Die Menschheit muss Hunderte Milliarden Tonnen CO2 künstlich zu extrem hohen Kosten wieder aus der Atmosphäre herausholen – mit Großtechnologie, von der noch ungewiss ist, ob und wie sie funktioniert.

Es genügt nicht nur, das Endziel von 2050 zu erreichen, sondern es muss jetzt begonnen werden, auch die Zwischenziele zu schaffen, damit das verbleibende Budget nicht vorzeitig aufgebraucht wird. Denn sonst kann es passieren, dass es „Kipppunkte“ gibt, nach denen die negative Entwicklung nicht mehr aufgehalten werden kann.

Viele Forscher glauben inzwischen, dass der Mensch kaum in der Lage ist, das bisherige Verhalten radikal zu verändern. Wenn etwas gelingen kann, dann müssen vor allen Dingen technische Lösungen realisiert werden. Und dies muss auch an der Basis „passieren“. So hat nun die Landtagsfraktion der GRÜNEN beschlossen – und inzwischen hat sich auch die CDU der Forderung angeschlossen, die Landesregierung aufzufordern, u.a. eine „Solarpflicht“ einzuführen, d.h. bei Neubauten soll die Errichtung einer Photovoltaikanlage für Wohngebäude und auch für Nichtwohngebäude verpflichtend sein. Gleiches soll auch bei der Sanierung bzw. Neueindeckung von Dächern gelten, sofern statische Anforderungen dem nicht entgegenstehen.

Die Südwest-CDU will in Neubaugebieten nur noch klimaneutrale Bauweisen zulassen. Dafür sollten neben Photovoltaikanlagen auch Erdsonden für Wärmepumpen oder Solarthermie (Sonnen-Kollektoren), sowie Nah- und Fernwärme in den Bebauungsplänen verbindlich vorgeschrieben werden. Die Zielsetzung ist, dass die Kommunen schnell und konkret die bislang nicht genutzten Potenziale zur CO2-Reduzierung nutzen. Neue Gesetze oder Verordnungen sind nicht erforderlich, d.h. die Gemeinden können all diese Vorschläge im Rahmen der kommunalen Selbstverwaltung sofort umsetzen.

„Kommunen legen heute die Technologie der Energieversorgung in Neubaugebieten fest. Damit bestimmen sie über den CO2-Ausstoß für die nächsten fünfzig bis hundert Jahre“, heißt es in dem Beschluss des CDU-Fachausschusses.

Mitglied der „Energie-Agentur Kreis Ludwigsburg“

Inzwischen ist auch die Gemeinde Pleidelsheim Mitglied der „Energie-Agentur Kreis Ludwigsburg“ (LEA), so dass die Möglichkeit für Hausbesitzer besteht, sich von einem Energieberater gegen eine geringe Gebühr individuell beraten zu lassen, welche energetische Sanierungsmaßnahmen sinnvoll sind. So macht es durchaus Sinn, z.B. vorhandene Ersparnisse nicht den Banken für null Prozent Zinsen zu überlassen, sondern besser in eine CO2-reduzierte Zukunft zu investieren, sei es durch Wärmedämmmaßnahmen, Modernisierung des Heizsystems oder der Installation einer Photovoltaikanlage.


Photovoltaikanlage auf Garagen in der Talstraße

Bei einem Einfamilienhaus mit ca. 40 m² Dachfläche betragen die Investitionskosten für eine PV-Anlage mit ca. 6 kWp Leistung ca. 10.000 Euro. Der Strom aus PV-Anlagen wird über die Einspeisevergütung gefördert. Dabei erhält jeder Anlagenbetreiber eine gesetzlich festgelegte Vergütung für eingespeisten Solarstrom über einen Zeitraum von 20 Jahren. In 2019 beträgt die Vergütung noch rund 10 Cent / kWh. Im Jahr 2006 betrug die Vergütung noch 57 Cent / kWh. Allerdings musste man damals für eine 6 kWp-Anlage ca. 30.000 Euro ausgeben. Fachleute gehen heute von einer Rendite von ca. 2 bis 4% pro Jahr aus. Außerdem sind PV-Anlagen eine finanzielle Absicherung gegen steigende Strompreise. Bei weiteren sinkenden Anlagenpreisen bedeutet jede Kilowattstunde selbst verbrauchten Stroms eine Ersparnis von rund 12 Cent. Und das Wichtigste ist: Der Solarstrom schadet nicht dem Klima.

Das Argument des Gemeindetagspräsidenten, dass es ungerecht wäre, die PV-Anlagen staatlich über die Einspeisevergütung zu fördern und dadurch die Mieter leer ausgehen, ist nicht richtig. Es gibt inzwischen auch sogenannte „Mieterstrom-Modelle“, wo in größeren Wohnanlagen auch die Mieter von den Vorteilen einer PV-Anlage partizipieren können.

Das noch vorhandene Zeitfenster zur CO2-Reduzierung wird jedes Jahr kleiner. Es wird höchste Zeit, dass wir alles Mögliche tun – und zwar jetzt.

Für die OGL Pleidelsheim
Klaus Schabet

2019_12_14

 

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